Bis ich 1969 nach Göttingen kam, hatte ich den Eindruck, als sei ein Band "rororo aktuell" das "linke Buch", das im Buchladen noch zu haben sei. In Salzgitter war ein Buchladen ein Schulbuchladen, und Lesestoff holte mensch sich in der Stadtbücherei. Sollte in der Biographie mal ausgeführt werden.
In Göttingen gab es Büchertische und bald den "Politische Buchladen"(PoliBula), in Anlehnung an TaBula, den Taschenbuchladen, den es heute immer noch gibt. Es gab aus der DDR die MEW und Lenin-Werke, aber selbstredend den "kleinen Mandel" (und den "Großen Mandel" passenderweise als Raubdruck). Schrifttum linker Gruppen war vertreten, die ersten linken Verlage wie "Politladen Erlangen" mit der legendären "Bildungsökonomie".
Das Angebot wurde breiter und besser, der PoliBula zog von der Jüdenstr. gegenüber dem Gothaer Haus in die Weender Str. in den Reitstall-Block, in des Neubau das amerikanische Feinschmeckerrestaurant untergebracht ist. Mit den Räumlichkeiten wuchs leider bei einem Teil des "Buchladenkollektivs" die Neigung, den Lesern Vorschriften machen zu wollen. Dieses und jenes wurde geächtet, weil es der Linie des KSB, der als KB Göttingen verkleidet zu den baldigen KBW-Gründern gehörte, nicht entsprach.
Als Reaktion entstand der "Buchladen Rote Straße" mit der praktischen Richtungs- wie Ortsbezeichnung in den Räumen, wo heute "Fleischmann für Dicke" haust. Der PoliBula konnte nach der Abspaltung, die nach dem KBW-Jargon "gut und nicht schlecht" war, seine "korrekte Linie" entfalten und hatte die "richtige" Literatur bald so reduziert, daß sie von den KVZ-Verkäufern in einem Tragegestell komplett mitgeführt werden konnte. PoliBula war dann schnell Geschichte, und der Rote Buchladen blieb.
Nach dem Umzug in die jetzigen Räume hat der Buchladen als Ausläufer der "Neuen Linken"mit der örtlichen Vertretung der "Büchergilde Gutenberg" einen der ideell-ökonomischen Reste der "Alten Linken" übernommen. Aber das soll hier nicht vertieft werden. |